Google Doodle zum WM-Tag 3: Kunst trifft Fußball in Frankreich, Australien, Argentinien, Dänemark, Island und Kroatien 12 September 2025
Benedikt Immelmann 0 Kommentare

Tag 3 der WM 2018: Fußball auf dem Startbildschirm

Sechs Länder, ein Startbildschirm: Am 16. Juni 2018 nutzte Google die eigene Homepage, um die Weltmeisterschaft in Russland nicht nur zu berichten, sondern zu bebildern. Die Doodles des Tages kamen aus Frankreich, Australien, Argentinien, Dänemark, Island und Kroatien – also genau aus den Ländern, die an diesem dritten Turniertag spielten oder im Fokus standen. Die Idee dahinter ist simpel und stark: Lokale Künstler zeigen, wie sich Fußball in ihrem Land anfühlt.

Sportlich hatte der Tag es in sich. Vier Partien strukturierten den Samstag, und jede bekam ihre visuelle Begleitung auf der Google-Startseite.

  • Frankreich – Australien: 2:1
  • Argentinien – Island: 1:1
  • Peru – Dänemark: 0:1
  • Kroatien – Nigeria: 2:0

Frankreichs 2:1 gegen Australien war ein frühes Technik-Signal dieser WM: Der Führungstreffer entstand nach einem per Video-Assistent (VAR) gegebenen Elfmeter, später entschied die Torlinientechnik bei einem abgefälschten Schuss auf Tor – zwei Werkzeuge, die 2018 ihren Durchbruch auf der großen Bühne hatten. Argentinien erlebte gegen WM-Debütant Island ein zähes 1:1; Lionel Messi scheiterte vom Punkt an Hannes Halldórsson, dem isländischen Torhüter und Filmemacher. Peru drückte, Dänemark traf – Yussuf Poulsen nutzte die effektivste Chance zum 1:0, während Christian Cueva einen Elfmeter über die Latte setzte. Kroatien setzte sich am Abend mit 2:0 gegen Nigeria durch und legte den Grundstein für einen späteren Lauf bis ins Finale.

Parallel dazu rollte die Kunst. Für Frankreich kam die Illustration von Hélène Leroux, einer Animationskünstlerin, die fest im Doodle-Team von Google arbeitet und damit interne Expertise und nationales Auge verbindet. Australien steuerte ein Werk von Helen Li bei, Argentinien war durch den Illustrator Gaston Pacheco vertreten. Die übrigen beteiligten Nationen wurden ebenfalls von Kreativen aus der lokalen Szene repräsentiert – mit eigenen Stilen und Anspielungen, aber gleicher Grundidee.

Der Rahmen war vorgegeben: Google lieferte eine Vorlage mit Ball und Tor. Die Frage an alle Illustratoren lautete: „What football looks like in my country“ – wie sieht Fußball in meinem Land aus? Dieses Korsett brachte Struktur, ließ aber genug Luft für Kultur, Humor und Eigenheiten. So entstehen Bilder, die sich geradlinig vergleichen lassen und trotzdem sofort unterschiedliche Stimmungen transportieren.

Man erkennt, wie gut diese Logik zu einem Turnier mit 32 Teilnehmern passt. Die WM 2018 lief vom 14. Juni bis 15. Juli, verteilt auf 64 Spiele, zwölf Stadien und elf russische Städte. Google hatte sich vorgenommen, jeden Teilnehmer mit einem eigenen Motiv zu würdigen – eine tägliche Galerie, die dem sportlichen Kalender folgte und die Aufmerksamkeit dort bündelte, wo gerade gespielt wurde. Die Ausspielung erfolgte in den jeweiligen Ländern, in denen die Teams beheimatet sind, sowie in weiteren Regionen mit WM-Fokus.

Wie Google Künstler kuratiert und Kultur sichtbar macht

Wie Google Künstler kuratiert und Kultur sichtbar macht

Die Auswahl der Künstler folgt einem Muster, das Google seit Jahren pflegt: Doodles sind Mini-Ausstellungen auf der meistbesuchten Startseite der Welt. Sie sind kuratiert, aber offen genug, um landestypische Handschriften sichtbar zu machen. Statt Hochglanz-Werbung sieht man Linien, Texturen, Farbräume – Dinge, die in klassischen Sportübertragungen oft untergehen. Genau dieser Bruch macht die Reihe reizvoll: Fußball als Kulturtechnik, nicht nur als Ergebnisdienst.

Was taucht in solchen Motiven auf? Häufig nationale Farben und Symbole: das karierte Rot-Weiß Kroatiens, das tiefe Blau Islands, das Trikotblau Frankreichs, das Rot Dänemarks, die Himmelblau-Weiß-Ikonik Argentiniens, das Gelb-Grün Australiens. Dazu Lebenswelt: Plätze statt Arenen, Straßenfußball statt Taktiktafeln. Solche Elemente erzählen nebenbei, wie Fußball im Alltag verankert ist – fernab der VIP-Logen und Highlight-Clips.

Der Zeitpunkt war klug gewählt. Tag 3 verband große Namen und neue Geschichten. Islands Punkt gegen Argentinien war ein Resultat, das sich auch in der Bildsprache leicht deuten lässt: Außenseiterstolz, Kompaktheit, Teamdisziplin. Frankreichs Sieg trug die Note des Technologiewandels, der sich im Turnierverlauf noch vertiefen sollte. Und Dänemarks Effizienz gegen Peru stand für die Grauzone zwischen Erwartung und Effektivität, in der WM-Spiele oft entschieden werden.

Wem nützt das? Zum einen den Künstlern, die Sichtbarkeit über die eigenen Szenen hinaus bekommen. Zum anderen den Fans, die morgens auf die Startseite gehen und direkt in WM-Stimmung sind. Und natürlich Google selbst, das zeigt, wie redaktionell steuerbar seine Plattform ist. Ein Doodle ist dabei mehr als Dekor. Es rahmt den Tag, setzt Akzente, kondensiert Nationenbilder – und lädt im besten Fall dazu ein, jenseits des nächsten Anstoßes hinzuschauen.

Die Serie fügt sich in eine lange Tradition: Seit Ende der 1990er ersetzt Google an besonderen Tagen sein Logo durch Illustrationen. Mal geht es um Persönlichkeiten, mal um Erfindungen, mal um Feste – und bei Großereignissen wie der WM gleich um ein ganzes Set. 2018 war der Anspruch besonders systematisch: 32 unterschiedliche Motive, ein einheitlicher Rahmen, und die Veröffentlichung im Takt der Spielpläne. Das erzeugt Wiedererkennbarkeit, ohne eintönig zu werden.

Bemerkenswert ist die Balance aus Konsistenz und Vielfalt. Das immer gleiche Grundobjekt – Tor und Ball – schafft eine visuelle Linie. Die individuelle Ausgestaltung lässt Raum für Perspektiven: urbane Skizzen in einer Nation, erzählerische Szenen in der anderen; mal reduziert, mal verspielt. So wird das Fußballturnier, das in Russland ausgetragen wird, gleichzeitig in Buenos Aires, Reykjavik, Paris, Kopenhagen, Zagreb und Sydney neu erfunden – auf einer digitalen Leinwand, die Milliarden erreichen kann.

Wer den Tag nacherzählt, kommt an zwei Zahlen nicht vorbei: 64 Spiele im Turnier, 32 Motive in der Serie. Tag 3 steht exemplarisch für dieses Doppel aus Sport und Bild. Während auf dem Platz Technik wie VAR und Torlinientechnik endgültig in den Alltag einzog, stellte die Kunst auf der Startseite die Frage nach dem Gefühl dahinter. Genau da treffen sich beide Sphären: im Versuch, dem Spiel Gerechtigkeit zu geben – einmal durch Präzision, einmal durch Ausdruck. Der Google Doodle wird so zum kleinen Fenster auf das große Ereignis.