Curaçao qualifiziert sich historisch für die WM – Jamaica verpasst es zu Hause 21 November 2025
Benedikt Immelmann 0 Kommentare

Ein 0:0 reichte – und Curaçao machte Geschichte. Am 19. November 2025, gegen 19 Uhr Ortszeit im National Stadium in Kingston, schaffte die Karibikmannschaft das Unmögliche: Sie qualifizierte sich erstmals in ihrer Geschichte für eine FIFA-Weltmeisterschaft. Der Gegner? Jamaica. Und trotz dreier Treffer auf die Latte, eines annullierten Elfmeters und Heimvorteil – es reichte nicht. Ein Punkt, eine Null, ein Traum. Und für Jamaica? Ein Albtraum.

Ein Punkt, der die Welt veränderte

Curaçao beendete die dritte Runde der CONCACAF-Qualifikation mit einer perfekten Bilanz: 3 Siege, 3 Unentschieden, 0 Niederlagen. 12 Punkte. +10 Tore. Kein Team in der Gruppe kam auch nur annähernd an diese Stabilität heran. Jamaica hingegen, mit 11 Punkten und einem +8-Tordifferenz, lag nur einen Punkt zurück – doch in der WM-Qualifikation zählt nicht, wie gut du warst, sondern was du am letzten Tag gemacht hast. Und da versagte die Heimmannschaft. Drei Mal traf Shamar Nicholson (11) die Latte. Ein Elfmeter für Jamaica wurde durch VAR annulliert, nachdem der Schiedsrichter erkannte, dass der Angriff vorher im Strafraum verletzt wurde. Der Moment, in dem die Träume von Jamaikanern in Luft aufgingen.

Die Zahlen, die niemand erwartet hatte

Die Gruppenstandings sprachen eine deutliche Sprache: Curaçao (6 Spiele, 12 Punkte) vor Jamaica (6 Spiele, 11 Punkte), Trinidad und Tobago (7 Punkte) und Bermuda (1 Punkt). Doch die Zahlen sagen nicht alles. In der ersten Begegnung in Curaçao hatte Jamaica bereits verloren – 1:2. Ein Ergebnis, das viele als Fehler einstuften. Doch in Kingston, mit 25.000 schreienden Fans, sollte es anders kommen. Stattdessen wurde es zur Farce. Die Jamaikaner dominierten, schossen 18 Mal aufs Tor, doch sie trafen nicht. Nicht einmal die Latte half. Und als Jeremy Antonisse (Curaçao) in der 90.+10. Minute einen Linksschuss aus der linken Box verschenkte – der Ball flog knapp über das Tor – da wusste jeder: Es war nicht ihr Abend. Es war nicht ihr Jahr.

Was die Analysten sagen: „Mistake after mistake“

Die ISB-Crew, die das Spiel live analysierte, war ohne Umschweife: „Es ist ein harter Abend für die Jamaikaner. Drei Mal die Latte, ein annullierter Elfmeter – aber wenn du am Anfang gesagt bekommst: ‚Du musst nur Curaçao zu Hause besiegen, dann bist du dabei‘ – wer würde das ablehnen?“ Sie nannten die Niederlage in Curaçao, das Unentschieden gegen Trinidad und Tobago und jetzt dieses Unvermögen in Kingston „Mistake after mistake“. Ein Team, das mit Talent gesegnet war – Demarai Gray, Renaldo Cephas, Kaheim Dixon – aber ohne klarem Führungsanspruch, ohne mentale Stärke. Curaçao dagegen, eine Mannschaft, die kaum jemals im Rampenlicht stand, spielte mit der Ruhe von Leuten, die nichts zu verlieren hatten. Und genau das war ihr Vorteil.

Die neue Welt: Curaçao auf dem Weg nach 2026

Die neue Welt: Curaçao auf dem Weg nach 2026

Ein blauer Tsunami rollt auf die Weltmeisterschaft zu. Curaçao, eine Insel mit 160.000 Einwohnern, wird 2026 in den USA, Kanada und Mexiko antreten – als erster Vertreter der Insel in der Endrunde. Ihre Spieler, oft in europäischen Zweit- und Drittklassenligen aktiv, wie der Abwehrspieler Rico Henry (3) oder der Mittelfeldspieler Leandro Bacuna, wurden zu Nationalhelden. Kein Spieler der Mannschaft spielte jemals bei einem großen Verein der Top-Ligen. Doch zusammen? Sie waren unbesiegbar. Und jetzt? Sie sind Weltmeisterschaftsteilnehmer. Ein Moment, der in den Schulen von Willemstad in die Lehrpläne aufgenommen wird. Ein Moment, der Kinder dazu bringt, nicht mehr nur auf Cristiano Ronaldo zu schauen, sondern auf ihren eigenen Captain, Jahshaun Anglin (15).

Was nun für Jamaica?

Jamaica steigt nun in die interkontinentalen Playoffs ein – und muss gegen einen Gegner aus Südamerika oder Ozeanien antreten: entweder Bolivien oder New Caledonia. Laut ISB ist Bolivien „ein tricky game“, kein Weltklasse-Team, aber gefährlich. New Caledonia dagegen, eine überraschende Überraschung aus dem Pazifik, könnte als „Lotterie“ gelten – leichter, aber unberechenbar. Der genaue Gegner und das Datum der Begegnung werden nach der FIFA-Ziehung im Dezember 2025 bekanntgegeben. Doch für viele Jamaikaner ist klar: Selbst wenn sie jetzt weiterkommen, ist der Schaden bereits geschehen. Die Chance, direkt zu qualifizieren, war da. Und sie wurde verspielt.

Warum das so wichtig ist – und warum es nie wieder so einfach sein wird

Warum das so wichtig ist – und warum es nie wieder so einfach sein wird

Curaçao war nie ein Fußball-Grandseigneur. Doch durch die Reform der CONCACAF-Qualifikation, die seit 2022 eine dreirunde Struktur mit direkter WM-Platzierung für die Top 3 einführte, bekam die Insel erstmals eine echte Chance. Vorher war es undenkbar, dass ein Team mit so geringer Bevölkerungszahl und begrenzten Ressourcen jemals in die Endrunde einzieht. Jetzt? Sie haben es geschafft. Und das ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis von jahrelanger Entwicklung: Jugendakademien, Rückkehr von Spielern mit niederländischem Pass, eine nationale Identität, die endlich auf dem Platz sichtbar wurde. Jamaica hingegen, das 1998 und 2015 schon einmal nahe dran war, scheiterte an der eigenen Überheblichkeit. „Wir haben immer gesagt: Wir sind die größte Mannschaft der Karibik“, sagte ein ehemaliger Trainer im Nachhinein. „Aber Größe ist nicht das, was man auf dem Papier schreibt. Größe ist, was du tust, wenn es auf dem Platz zählt.“

Häufig gestellte Fragen

Wie hat Curaçao es geschafft, sich erstmals für die WM zu qualifizieren?

Curaçao absolvierte die CONCACAF-Dritte Runde mit einer perfekten Bilanz: 3 Siege, 3 Unentschieden, 0 Niederlagen – 12 Punkte. Sie blieben unbesiegt, konnten trotz geringer Ressourcen eine extrem stabile Defensive aufbauen und nutzten ihre Chancen effizient. Der entscheidende Moment war das 0:0 in Kingston, wo sie trotz Druck von Jamaica nicht nachgaben – und damit die direkte WM-Qualifikation sicherten.

Warum wurde der Elfmeter für Jamaica annulliert?

Der Schiedsrichter erteilte zunächst einen Elfmeter für Jamaica, nachdem ein Curaçao-Spieler im Strafraum einen Gegenspieler am Arm berührte. Doch die VAR-Abteilung überprüfte den Vorfall und stellte fest, dass der Angriff bereits vor der Strafraumberührung durch einen Foulspiel des Jamaikaners unterbrochen worden war. Daher wurde der Elfmeter aufgehoben – ein entscheidender Wendepunkt, der die Stimmung im Stadion kippen ließ.

Was bedeutet das für die Zukunft des Karibikfußballs?

Curaçaos Erfolg zeigt, dass auch kleine Nationen mit strukturierter Entwicklung und nationaler Einheit an die Weltspitze kommen können. Es könnte eine neue Ära einleiten, in der Länder wie Suriname, Saint Kitts und Nevis oder die Britischen Jungferninseln noch stärker investieren. Die CONCACAF hat jetzt ein klares Vorbild: Talent allein reicht nicht – Disziplin, Taktik und mentale Stärke entscheiden.

Wann und gegen wen spielt Jamaica nun in den Playoffs?

Jamaica tritt im Januar oder Februar 2026 in den interkontinentalen Playoffs gegen entweder Bolivien oder New Caledonia an. Die genaue Gegnerin wird nach der FIFA-Ziehung im Dezember 2025 festgelegt. Bolivien gilt als technisch solide, aber körperlich schwach; New Caledonia ist überraschend stark, aber unerfahren auf internationaler Bühne. Beide Spiele finden in der Regel in der Heimat der CONCACAF-Mannschaft statt.

Warum wurde Curaçao oft als „Kurasau“ bezeichnet?

„Kurasau“ ist die lokale Aussprache von „Curaçao“ im englischsprachigen Karibikraum, besonders in Jamaika und anderen Inseln. Der Begriff wurde in den Medien und von Fans verwendet – oft mit einer Mischung aus Respekt und Spott. Doch nach dem 0:0 in Kingston wurde der Name zu einem Symbol: Nicht als Verballhornung, sondern als Titel einer Mannschaft, die gegen alle Erwartungen gewann.

Wie viele Fans reisten nach Kingston, um das Spiel zu sehen?

Obwohl Curaçao nur 160.000 Einwohner hat, reisten über 3.000 Fans nach Kingston – eine der größten Fan-Delegationen aller Zeiten aus der Karibik. Sie sangen ununterbrochen, trugen blaue T-Shirts und fuhren mit Bussen von Miami und Amsterdam an. Ihre Präsenz war ein psychologischer Faktor: Sie machten Kingston zu einem Auswärtsspiel – und das war entscheidend.